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Die Geschichte des DRK-Ortsvereins Forbach

Gründervater Dr. Fridolin Böhrer

Die Gründungsjahre

Der Ortsverein Forbach des Deutschen Roten Kreuzes ist einer der ältesten Ortsvereine Murgtal und blickt in diesem Jahr auf seine 100jährige Geschichte zurück, in der sich viele Forbacher ehrenamtlich im Sanitätsdienst, im Bevölkerungsschutz, in der Senioren- und Jugendarbeit und für das Blutspenden engagiert haben. Das Wirken geschah dabei oft im Verborgenen, wie Heimatforscher Gotthart Wunsch bereits in seiner Chronik zum 75jährigen Vereinsjubiläum anmerkte: „Dem Chronist sei erlaubt darauf hinzuweisen, dass der DRK Ortsverein Forbach seit seinen Anfängen sehr viel bewirkt und gewirkt hat, was in anderen Gemeinschaften berichtsweise viel größer und wichtiger herausgestellt worden ist. Beim DRK wurde viel mehr Wert gelegt auf die Tugenden ‚Bereitsein – Helfen – Dienen’, als auf zu viel Vereinsregularien. Aber dieser Verein hat er verdient, dass die wichtigen Daten und Fakten heraus gestellt werden.“ Aufgrund der beiden großen Kriege seien allerdings nicht mehr viele Unterlagen aus den Gründungsjahren vorhanden, so dass viele Vorgänge nur noch erahnt werden können. Um so mehr stellte der damalige DRK-Vorsitzende Dr. Konrad Maier heraus, wie wichtig die Arbeit von Wunsch gewesen sei. „Er hat die wenigen Quellen zu einem plastischen Gemälde zusammen gesetzt und damit auch für spätere Generationen eine wertvolle Arbeit gegen das Vergessen getan. Durch seine Rückschau auf die Vergangenheit gibt es Hoffnung für die Zukunft, die allen ein Ansporn zu weiterer aktiven Tätigkeit sein soll.“

Die ersten Schriftstücke des Vereins hängen im heutigen DRK-Depot in der Gausbacher Festhalle hinter einem Glasrahmen an der Wand. Dort ist die Rede von einer „Sanitätskolonne der Gemeinden Forbach, Gausbach, Bermersbach und Langenbrand“ die im Dezember 1908 eingerichtet werden sollte. Die Anregung zur Gründung kam von Seiten der Gemeindeverwaltung, die Vermittlung von „Erster Hilfe“ sollte eine der Hauptaufgaben sein. Einen Monat später waren 53 Bürger aus verschiedenen Berufssparten aus den Gemeinden auf einer Liste erfasst, die zu dieser Aufgabe bereit waren.

Der Großherzogliche Amtsvorstand in Rastatt schrieb im November 1909 dem Forbacher Bürgermeister, wie es zur Gründung einer solchen Sanitätskolonne kommen kann: „Die Sanitätskolonne Forbach wird am besten zunächst als selbstständige Einzelkolonne des Landesvereins gegründet, die dann durch Gewinnung passiver, wenn auch nur einen kleinen Beitrag zahlender, Mitglieder die Eigenschaft des eines Männerhilfsvereins aneignen wird.“ Zur Gründung war damals die Mitwirkung eines Arztes notwendig, der die Ausbildung der Helfer übernehmen sollte. Als möglicher Arzt wurde Dr. Fridolin Böhrer vorgeschlagen, der damals seit 1900 in Forbach praktizierte. Er stammte aus dem Kreis Buchen, wo er 1875 geboren wurde. Weiter forderte das amtliche Rastatter Schreiben: „Es wird davon ausgegangen, dass der Kolonne von der Gemeinde ein geeigneter Raum als Depot- und Unterrichtsraum zur Verfügung gestellt wird, und ferner, dass in den Nachbargemeinden Gausbach und Bermersbach Sektionen gebildet werden, sobald genügend Leute jeweils unter einem Sektionsführer teilnehmen.“ Zur Gründung des Vereins wies der „Badische Landesverein in Karlsruhe“ darauf hin, dass ein Drittel der Forbacher Helfer im Kriegsfall für das Rote Kreuz tätig seien müssten und somit nicht im Militär dienen könnten.

Der jährliche Mitgliedsbeitrag waren 50 Pfennig, der vor allem vom Bürgermeister, den Gemeinderäten, dem Ratsschreiber, den Geistlichen, den örtlichen Ärzten, den Wirten und den Kaufläuten erwartet wurde. Die örtlichen Firmen hatten bereits eine Spende zugesagt. Die Firma Holtzmann spendete 150 Mark und die Murgschifferschaft 100 Mark. Es kam ein Gründungskapital von 600 Mark zusammen. Für die damalige Zeit war dies ein großer Betrag. Am 3. März 1910 kam es schließlich zur Gründung des Forbacher Roten Kreuzes, damals noch als Männerhilfsverein bezeichnet. Aus den Aufzeichnungen von Dr. Böhrer geht hervor, dass das DRK 38 Aktive hatte, die in Erster Hilfe unterwiesen wurden. Max Fritz, damaliger Förster und Gemeinderat in Forbach, wurde zum Kolonnenführer (heute Bereitschaftsleiter) bestimmt. Er hatte aus seiner aktiven Militärszeit als Lazarettgehilfe entsprechende Erfahrung. Der Forbacher Arzt Fridolin Böhrer wurde der erste Bereitschaftsarzt, der laut DRK „sich in Forbach großer Verdienste erworben hat, sowohl als ärztlicher Leiter als auch als Vorsitzender, Geschäftsführer, alles in einer Person.“

Zu den ersten Dienstabenden trafen sich die Sanitäter im Nebenzimmer des Gasthauses „Zum Löwen“. Daneben fanden praktische Exerzierdienste statt, die vom militärischen Bereich noch vorgeschrieben waren. Diese fanden in einer vom Bahnbau noch bestehenden Baracke im „Löwengarten“ statt, dem heutigen Murghallenplatz. Es wurde der Umgang mit der Trage erlernt, das Beladen der Krankentrage auf Hilfsfahrzeuge und der Eisenbahn- Güterwagen und einfache medizinische Maßnahmen.

Die beiden großen Weltkriege

Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, mussten alle aktiven Rotkreuz-Männer zum Kriegsdienst. Die Forderung aus der Gründungszeit, dass mindestens ein drittel der Helfer nicht eingezogen werden, erfüllte sich nicht. Viele Forbacher Sanitäter kamen nicht aus dem Krieg zurück und Kolonnenführer Max Fritz musste sein Amt altersbedingt nieder legen. Dazu kamen die Inflation und eine hohe Arbeitslosigkeit im Murgtal. Das Rote Kreuz lag am Boden, wie Böhrer in seinen Unterlagen festhielt: „Die noch verliebenden Mitglieder waren müde und mutlos und wollten keine Uniform mehr tragen. Die Kolonne verfiel in einen Halbschlaf.

Niemand kümmerte sich um sie. Neue Kurse fanden nicht statt. Nur mit Mühe konnten bei besonderen Anlässen einige Sanitätsposten besetzt werden.“ Nicht erwähnt hatte der Arzt, dass vor allem er es war, der einen „Notdienst“ aufrecht erhalten hat.

Erst 1933 war die schwere Zeit des Forbacher Roten Kreuzes vorbei und es bildete sich wieder eine aktive Truppe unter Vereinsvorstand und Zahnarzt Gerhard Lang. Von den Folgen der Hitler-Regierung blieb auch Forbach nicht verschont, so wurde das Forbacher DRK „nationalsozialistisch umorganisiert“. Noch 1935 sprach Protokollant Michael Kessler vom „Männerhilfsverein“, dessen Aktive im gleichen Jahr aber bereits die DRK-Uniform trugen. Ein Jahr später geschah an der Besenfelder Steige ein schlimmer Unfall, dort verunglückte ein mit SA-Leuten voll besetzter Lastwagen. 28 Menschen verstarben, dutzende wurden verletzt. Vor allem die Forbacher Sanitätskolonne war es, die dort schnell half. Lob und Anerkennung für die Forbacher gab es dann von hoher Stelle: „Die Forbacher waren schnell am Unfallort und gingen dort außerordentlich geschickt und hilfreich ans Werk.“ Die ersten 13 Frauen im Forbacher DRK werden 1938 erwähnt.

Wie der erste Weltkrieg, hatte auch der zweite große Krieg für das Forbacher Rote Kreuz Folgen. Dennoch gab es während des Krieges immer wieder Aktivitäten. So zwei Tage nach dem Beginn des Polenkrieges 1939, an dem im Josefshaus 200 „Rückwanderer“ betreut wurden. Von den 35 DRK-Helfern wurden schon zu Beginn 24 zum Kriegsdienst eingezogen. Einige wurden als Sanitäter eingesetzt. Bis 1940 konnte das Rote Kreuz noch tätig sein, als weitere Helfer eingezogen wurden, wurde es in Forbach still. Mit wenigen Helfern versorgte Dr. Böhrer viele Schwerverletzte nach einem Eisenbahn-Unglück. Dennoch kam es an diesem Augusttag 1942 zu acht Toten. In einigen amtlichen Statistiken aus den Kriegsjahren fand Gotthart Wunsch einige Hinweise auf Forbacher Rotkreuzler, die bei Fahrzeugunfällen, Bombenabwürfen und die Aufnahme von 150 Verwundenten im Forbacher Lazarett. Viele der ehemaligen Rotkreuzler kehrten nicht mehr aus dem Krieg nach Hause oder waren schwer verwundet. Die französische Besatzung verbot jede Vereinsbetätigung, und damit auch den DRK Ortsverein. Böhrer schrieb nieder: „Man traute dem Roten Kreuz nicht!“ Dies ging soweit, dass Böhrer wegen der verschwundenen DRK-Fahne einige Stunden in Haft musste.

DRK-Mannschaft am 75-jährigen Jubiläum.

Der Aufbau nach dem Krieg

Nach dem Krieg waren die Anfänge für das DRK Forbach schwer: Nur wenige Forbacher waren bereit zur Mithilfe, die Kasse war leer und der Ausbildungsstand der Helfer gering. Der Kreisverband rät damals: „Nachdem der Anfängerkurs des DRK für Erste Hilfe beendet ist, soll die Bereitschaft Forbach neu aufgestellt werden. Es sollen sich ehemalige Kameraden zur Verfügung stellen. Das Rote Kreuz wird in Zukunft ausschließlich für Friedensaufgaben wirken!“ 1949 lud Böhrer zu einer Besprechung ins alte Schulhaus ein. Es stand die Frage an, wie das Forbacher DRK wiederbelebt werden könne. Bürgermeister Emil Wunsch unterstützte dieses Bemühen und besprach sich im Rathaus mit Böhrer. Wunsch wurde Vorstand und setzte das DRK bei der Lebensmittelausgabe und der Schülerspeisung ein. Daraus speiste sich neue Kraft, schon 1950 wurden 18 neue Dienstanzüge gefertigt. Ihre Mützen bezahlten die 21 Aktiven am Anfang noch aus dem eigenen Geldbeutel, jede kostete 4,50 Mark. Für 20 Liter Benzin erhielt das DRK Benzinmarken. Auch nach dem Krieg, 1951, bildete sich eine Jugendrotkreuz-Gruppe, in der sich Kinder und Jugendlichen trafen. Bis 1952 hatte Böhrer noch eine tragende Rolle im Roten Kreuz.

Das Forbacher DRK wuchs, so dass man ein neues Depot und einen neuen Unterrichtsraum brauchte. Zunächst kamen die Helfer in den Schulen von Forbach, Bermersbach und Gausbach unter, bevor das ehemalige Schulhaus in Gausbach zur festen Bleibe des DRK wurde. Dort ist das Rote Kreuz noch immer untergebracht, zuerst lange Jahre im Erdgeschoss. Mit der Renovierung der Gausbacher Festhalle veränderte sich die dortige Raumeinteilung und das DRK zog einen Stock weiter nach oben und nutzt nun dort zwei Räume, in die ein Unterrichtsraum, Küche und ein Materialdepot untergebracht ist. Zudem steht dem Roten Kreuz eine Garage in Gausbach gegenüber dem Feuerwehrhaus zur Verfügung. Alle Räume werden von der Gemeinde Forbach dem Verein kostenfrei zur Verfügung gestellt.

Der alte VW-Bus des Ortsvereins (bis 2002 im Dienst)

Die Neuzeit

Mit der neuen Zeit kamen auch neue Aufgaben für die Forbacher Rotkreuzler. Die stellten den Sanitätsdienst bei großen Veranstaltungen und Sportereignissen, wirktem im Katastrophenschutz mit und organisieren seit 50 Jahren das Blutspenden. Für die Arbeit wurde ein VWBus angeschafft, der eigenhändig zum Einsatzfahrzeug umgebaut wurde. Lange Jahre erfüllte der alte elfenbeinfarbige VWBus seinen Dienst, bevor im neuen Jahrtausend ein neues Fahrzeug, einen VW T4 als Mannschaftstransportwagen, angeschafft wurde.

In den Anfangsjahren des Rettungsdienstes waren es vor allem Forbacher Sanitätshelfer, die den ersten Rettungswagen ehrenamtlich besetzten. Damals stand noch der schnelle Transport ins örtliche Kreiskrankenhaus im Mittelpunkt, daneben ist dann immer mehr die fachkundige Erstversorgung der Patienten gerückt. Heute wird der Rettungsdienst vom DRKKreisverband getragen und von hauptamtlichem Personal besetzt. 2004 leistete der Ortsverein Forbach mit einem neuen Projekt im Kreisverband fast Pionierarbeit, als einige Helfer die „Notfallhilfe / Helfer-vor-Ort“ einführten. Seitdem werden die ehrenamtlichen Helfer rund um die Uhr von der Rettungsleitstelle zu Notfällen in Forbach und den Ortsteilen alarmiert und leisten bis zum Eintreffen des Rettungswagens qualifizierte Erste Hilfe. Neben einer guten Ausbildung für die Helfer waren auch Investitionen für den Ortsverein notwendig. So schaffte das DRK einen PKW als Einsatzfahrzeug an und rüstete diesen mit entsprechendem Einsatzmaterial aus. Dazu zählt auch ein AED, der beim plötzlichen Herztod zum Einsatz kommt. Das System der Notfallhilfe hat sich bewährt und mittlerweile gibt es fast flächendeckend im Kreisverband solche Notfallhelfer.

Nach Friedolin Böhrer, der seit der Gründung 1910 bis 1949 Vorsitzender war (unterbrochen in den Jahren 1933 bis 1939 durch Gerhard Lang, folgten Bürgermeister Emil Wunsch, Dr. Ernst Reuschl, Dr. Siegfried Schoop, Dr. Konrad Maier, Fritz Stößer und Manfred Merkel. Seit 1999 hat der Bermersbacher Frank Mayer das Amt inne, der zuvor auch als Jugendleiter und Bereitschaftsleiter tätig war.